Willkommen auf dem offiziellen Bike Blog der Fit for Trails Mountainbike School. Hier findest du Materialtests, Fahrtechnik Tricks, Setup Tipps, Tourenberichte und Geschichten über den Mountainbike- und Rennradsport. Viel Spass beim Lesen!
Vielen herzlichen Dank an alle Fit for Trails Kunden! Dieses Jahr haben 502 Biker*innen einen Fahrtechnikkurs besucht, damit darf zum 9. Mal in Folge ein neuer Teilnehmerrekord vermeldet werden. Und dies trotz einer langen Corona-Zwangspause im Frühling. Unglaublich!
Ein grosses Dankeschön geht auch an alle Partner, Bikeshops und Freunde, die meine Kunden und mich in irgendeiner Weise unterstützt haben. Ihr seid alle ein Teil von diesem Erfolg.
Und danke auch an alle Leser von diesem Bike Blog. Wiederum haben Tausende von Radsportlern meine diesjährigen Beiträge angeklickt, kommentiert und geteilt. Das motiviert mich, um auch weiterhin interessante Themen zu Papier zu bringen.
Ich wünsche euch alles Gute für das neue Jahr und freue mich auf ein Wiedersehen im 2021!
2020 war ein Rekordjahr für Fit for Trails. Vielen Dank!
Das Jahr 2020 begann für mich ganz entspannt in der Toscana. Ich gönnte mir
einige freie Wochen in unserer Wohnung in Caldana, genoss das schöne Wetter
und das feine Essen und brachte mich mit täglichen Mountainbike- und
Rennradtouren in Form.
In den Nachrichten wurde von einem neuen Virus in China berichtet, welches den
gleichen Namen wie eine bekannte Biermarke trägt.
Schwungvoll ins 2020! Und völlig unwissend, was dieses Jahr noch bringen
würde...
Die Zeit vor Corona-Lockdown
Im Februar war ich zurück in der Schweiz und nahm meine Arbeit wieder auf. Die
ersten Mountainbiker wollten ihre Fahrtechnik früh in der Saison verbessern
und buchten Privatkurse. Mit den Gruppenkursen ging es dann im März richtig
los.
Die ersten Bikekurse starteten im Februar, hier am Üetliberg in Zürich.
In den Medien wurde nun täglich über dieses Coronavirus (oder Covid-19)
berichtet und man merkte langsam, dass das wohl eine ernstere Sache werden
wird. Das Virus wütete nicht nur in China, sondern breitete sich ziemlich
schnell auch in den anderen Teilen dieser Welt aus.
Meine Kurssaison lief jetzt bereits auf Hochtouren, es kamen täglich
Anmeldungen rein und alle bevorstehenden Kurse waren ausgebucht.
Das Coronavirus war mittlerweile in der Schweiz angekommen und es brach eine
regelrechte Panik aus... Nachdem unsere Nachbarländer bereits einen Lockdown
ausgesprochen hatten, zog jetzt auch die Schweizer Regierung nach und ab dem
16. März 2020 stand unser Land still.
Ich konnte am 15. März gerade noch den letzten Gruppenkurs durchführen, danach
musste ich meine Arbeit einstellen. Super, ich durfte bereits wieder in die
"Ferien"... Der Lockdown wurde vorerst auf vier Wochen festgesetzt.
Herrliches Wetter am 15.03.2020. Der letzte Kurs vor dem Lockdown...
Die Zeit während Corona-Lockdown
Nun wurde es stressig für mich, ich hatte zu diesem Zeitpunkt 130 pendente
Buchungen für Fahrtechnikkurse, welche ich jetzt verschieben musste. Also
schrieb ich E-Mails, Newsletter und Social Media Einträge, bis meine Tastatur
glühte. Ich musste meinen Kalender nun sicher bis in den Sommer komplett
überarbeiten, damit ich alle meine Kunden bedienen konnte. Da ich an einen
längeren Lockdown als vier Wochen glaubte, setzte ich die ersten neuen Termine
auf Anfang Mai. Zum Glück waren alle Kunden sehr tolerant und verständnisvoll
und die Umbuchung der Kurse lief nahezu reibungslos ab. In diesen Tagen
schrieb ich über 300 E-Mails hin und her, bis alle ihren passenden Termin
gefunden hatten.
Als alles soweit geregelt war, erfreute ich mich an meinen Zwangsferien. Wir durften weiterhin das Haus verlassen und Sport treiben. Das Wetter
war im März und April perfekt und ich war jeden Tag draussen in der Natur
unterwegs. Nach drei Wochen fiel mir aber trotz allem langsam die Decke auf
den Kopf und ich musste wieder produktiv werden...
Die Zwangspause wurde genutzt, um coole Fotos zu schiessen... (Foto:
spitznagel.ch)
...und um alle meine Velos wieder auf Vordermann zu bringen.
Per Zufall erhielt ich dann eine Anfrage von einem Kunden, der von mir wissen
wollte, wie man mit dem Mountainbike auf dem Hinterrad hüpft. Da ich nicht
wusste, wie ich ihm das per E-Mail erklären sollte, kam mir die Idee, ein
kurzes Video darüber zu machen. Er hatte Freude daran und ich hatte meinen
Spass bei der Videoproduktion. Also beschloss ich, dieses Thema
professioneller anzugehen. Ich wurde spontan zum Online-Fahrtechnik-Trainer und
hatte jeden dritten Tag ein Video mit einem Manöver gedreht und dieses ins
Internet gestellt. Der Erfolg war riesig, ich bekam jede Menge positive
Rückmeldungen und hatte zusätzlich einen wertvollen Werbeeffekt.
Blogbeitrag Fahrtechnik-Videos.
Meine Fahrtechnik-Videos aus der Tiefgarage.
Ängste und Sorgen hatte ich während dieser Zwangspause übrigens keine. Ich
habe meine kleine Firma in den letzten neun Jahren behutsam und solide
aufgebaut und war bereit, um auch eine längere Krise zu überstehen. Mühsam war
mehr die Ungewissheit, da niemand sagen konnte, wie lange dieser Lockdown
andauern würde und wie es danach weitergehen soll. Und das durchgehend schöne
Wetter beunruhigte mich, ich wusste, dass es irgendwann noch nass werden wird.
Ich sollte recht behalten, der Regen kam. Viel Regen.
Unsere Regierung hat sich zwischenzeitlich auch wieder zu Wort gemeldet und
den Lockdown für sportliche Aktivitäten und Gruppenkurse bis zum 11. Mai 2020 verlängert. Das
hiess für mich, dass ich nochmals ein paar dutzend E-Mails schreiben und
bereits gebuchte Kurse nochmals nach hinten verschieben musste.
Die Zeit nach Corona-Lockdown
Ab dem 11. Mai 2020 galt dann wieder grünes Licht und ich durfte meine Arbeit
wieder offiziell aufnehmen. Allerdings gab es noch Einschränkungen, die
maximale Gruppengrösse wurde auf fünf Personen festgelegt. Das hiess pro Kurs
nur vier Teilnehmer plus ich. Es war also genau die Hälfte von dem, was ich
sonst für meine Kurse zulasse. Diese Regelung dauerte bis am 8. Juni 2020.
Jetzt wurde es abermals stressig für mich. Damit ich alle meine Kunden
möglichst schnell bedienen konnte, führte ich zwei Gruppenkurse pro Tag durch. Eine Gruppe kam am Morgen bis Nachmittag und die andere von Nachmittag bis
Abend: 12 Stunden Fahrtechnik unterrichten am Stück! Privatkurse hatte ich zum Teil sogar drei am Tag. Dazu kamen Hin- und
Rückfahrt zu den Kursorten und am Abend noch die Büroarbeit erledigen. Das
ergab Einsätze von bis zu 16 Stunden pro Tag...
Ich fühlte mich wie ein Roboter, kam nur nach Hause, um ein paar wenige
Stunden zu schlafen und das nötigste zu erledigen und dann war ich wieder on
the road. Aber es war alles absehbar, ich wusste, dass es sicher wieder
ruhiger werden wird. Schlussendlich arbeitete ich zwischen Mai und Juni 42
Tage am Stück durch!
Zurückkommend auf das Wetter, wie befürchtet kam der Regen genau dann, als ich
wieder mit den Bikekursen starten durfte. Als Bikeguide ist man ja auch ein
bisschen Meteorologe und man entwickelt ein Gespür für das Wetter. Wie schon
in den letzten Jahren gab es kein klassisches Aprilwetter mehr, das findet
jetzt jeweils im Mai und Juni statt. Und so kam es, dass in diesen zwei
Monaten sehr viele Kurse ins Wasser fielen...
Dunkler Himmel und Regenjacke waren die ständigen Begleiter im Mai und Juni.
Land unter... Da half nur noch die Flucht ins trockene Auto.
In den Sommermonaten Juli und August war die Nachfrage nach Bikekursen
konstant hoch. Da die Leute nicht gross verreisen durften, blieben sie in der
Schweiz. Das Mountainbike und das Velo allgemein boomten, wie noch nie zuvor.
Das kam mir zugute, ich konnte in den Sommerferien fast täglich Privatkurse
und Gruppenkurse durchführen. Mein geschäftlicher Spürsinn half mir
zufälligerweise auch noch. Schon vor längerer Zeit entschied ich, dass ich
keine Bikeweekends und Bikeferien im Ausland mehr anbiete, sondern mich zu
100% auf die Fahrtechnikkurse in der Schweiz konzentriere. Volltreffer!
Volle Teilnehmerfelder im Juli und trockene Bedingungen.
Viel Action an den beliebten Bunny Hop Kursen.
Ende Juli schaufelte ich mir noch eine Woche frei und reiste heimlich und
alleine für eine Woche in die Toscana. Nach so viel Arbeit brauchte ich eine
kurze Auszeit. Ich genoss einige Tage in der heissen Maremma und tankte wieder
neue Energie für die zweite Saisonhälfte.
Kurzer Abstecher in die Toscana im Juli. Training bei 38 Grad!
Der September war eine wunderbare Sommerverlängerung, alle Kurse konnten bei
besten Bedingungen durchgeführt werden. Der Wechsel vom Spätsommer in den
Herbst kam allerdings ziemlich abrupt.
Super Verhältnisse bei den Kursen und auf den Trails im September.
Mein Lieblingsmonat Oktober stand vor der Türe, es wurde aber nichts mit einem
goldenen Herbst. Wie schon im Juni nahm der Regen Überhand und fast alle
Bikekurse wurden bei nassem und kaltem Wetter durchgeführt. Zum Glück nahmen
es meine Kunden erstaunlich gelassen und sie standen immer pünktlich und
motiviert auf dem Platz. Aber wie ich immer zu sagen pflege: Die guten Mountainbiker werden
im Regen gemacht!
Hallo Regen! Wir hatten dich vermisst...
Wie der Juni, so der Oktober...
Der November machte wieder gut, was der Oktober verkackt hatte. Trockene
Verhältnisse und Temperaturen im zweistelligen Bereich sorgten für ein
gelungenes Saisonende. Bis zum Schluss durfte ich mich über volle
Teilnehmerfelder freuen. Übrigens, dieses Jahr haben bis jetzt 502 Bikerinnen
und Biker an einem meiner Kurse teilgenommen. Trotz verkürzter Saison ein
neuer Rekord in der 9-jährigen Geschichte von Fit for Trails!
Der perfekte November. Kurze Hosen im Spätherbst!
Der Indian Summer hat voll erfüllt.
Über 500 Personen haben in diesem Jahr einen Fit for Trails Bikekurs besucht. Vielen Dank!
Fazit
Das Jahr 2020 war für mich speziell, ereignisreich, stressig, schön,
herausfordernd, regnerisch, aber auch sehr erfolgreich. Unter dem Strich war
es vor allem ein Jahr der Rekorde: Die meisten Kursteilnehmer, die meisten
Kurse im Regen, die meisten Arbeitstage am Stück und die meisten geschriebenen
E-Mails.
Ich
möchte mich bei allen Kunden ganz herzlich für das Vertrauen und das Interesse
bedanken! Es war keine Selbstverständlichkeit in dieser Situation an Gruppenkursen mit fremden Leuten teilzunehmen. Es zeigte aber auch, dass die Hoffnung nicht verloren ging und sich alle nach einem Ausgleich sehnten. Unser schöner Sport bot die perfekte Abwechslung zum Alltag, brachte uns auf andere Gedanken, liess uns die Natur geniessen und sorgte immer wieder für ein Lächeln im Gesicht.
Ein grosses Dankeschön geht auch an alle Partner, Bikeshops und Freunde, die mich unterstützt und meine Dienstleistungen weiterempfohlen haben!
Ich freue mich, wenn ich euch im 2021 wieder an einem meiner Fahrtechnikkurse
begrüssen darf. Alles Gute und bleibt gesund!
Ich kann lachen, 2020 meinte es trotz allem gut mit mir! (Foto:
spitznagel.ch)
An meinen Bikekursen kommen immer wieder Teilnehmer zu mir, die mich fragen, was
sie gegen körperliche Beschwerden beim Biken unternehmen können. Die erwähnten
Probleme sind dabei immer die gleichen: Eingeschlafene Hände oder Füsse,
Kribbeln in den Fingern, Gesässschmerzen, Rückenschmerzen, Nackenverspannungen,
Knieschmerzen.
Das darf und muss nicht sein, das einzige was beim Radsport weh tun soll sind
die brennenden Beinmuskeln beim Treten.
Die Ursachen liegen normalerweise an einer falschen Einstellung am
Mountainbike, schlechter Bekleidung oder an einem zu wenig starken Körperbau.
Vorab: Wenn du deine Beschwerden für immer aus der Welt schaffen willst, dann
kommst du nicht daran vorbei, ein Bike-Fitting, ein gezieltes Krafttraining
oder sogar einen Arzt zu besuchen. Beim Bike-Fitting wirst du per Laser und
Kamera vermessen und dein Bike wird perfekt auf deine Körpermasse eingestellt.
Zusätzlich empfiehlt sich ein Termin bei einem Sporttherapeuten, der deine
schwachen Körperstellen findet und dir ein massgeschneidertes Training
zusammenstellt.
Ist dir das zu viel Aufwand, dann kannst du es vorab mit den nachfolgenden
Tipps versuchen.
Kontrolliere die Einstellungen am Bike
Dein Mountainbike und du müssen eine Einheit bilden. Wenn du damit fährst,
dann musst du dich absolut wohl fühlen, auch wenn du viele Stunden auf dem
Trail verbringst. Solltest du Schmerzen verspüren, liegt es oft an falschen
Einstellungen. Vor allem die drei Kontaktpunkte Sattel, Lenker und Pedalen
sollten kontrolliert werden.
Sattel
Der richtige Sattel ist massgebend für ein beschwerdefreies Fahren.
Verabschiede dich baldmöglichst vom Originalsattel, der auf deinem Bike
montiert ist. Erfahrungsgemäss passt dieser nur selten. Die Hersteller
verbauen das gleiche Modell tausendfach und es wird dabei nicht
berücksichtigt, dass die Menschen unterschiedliche Sitzknochen haben.
Lass dich hierfür beim Fachhändler beraten und ausmessen, damit du den
perfekten Sattel erhältst. Die Probefahrt sollte nicht nur zwei Minuten vor
dem Laden sein, sondern probiere den Sattel bei mehreren längeren Touren aus.
Gut möglich, dass ein Sattel am Anfang bequem ist, später aber unbequem wird
und umgekehrt. Ich behandle meine Sättel wie Gold und bei jedem Bikewechsel
nehme ich den alten Sattel mit. Der fi'zi:k Arione auf meinem Rennrad ist
mittlerweile 14 Jahre alt und er passt wie angegossen an meinen Hintern.
Hast du deinen Sattel gefunden, dann geht es noch um die korrekte Einstellung.
Für die richtige Sattelhöhe gibt es eine einfache Faustregel: Sitze auf den
Sattel, führe das Pedal auf den tiefsten Punkt und setze die Ferse darauf.
Jetzt sollte das Bein fast ganz durchgestreckt sein.
Im Normalfall sollte der Sattel waagrecht stehen. Wenn du Druck im
Schambeinbereich verspürst, dann kann die Sattelnase leicht nach unten absenkt
werden. Aber nicht zu viel, sonst steigt die Belastung auf die Arme und Hände.
Wie weit du den Sattel nach vorne oder hinten schieben musst, kann mit einem
Lot geprüft werden. Pedalstellung mittig einnehmen, das Lot hinter die
Kniescheibe halten und jetzt sollte der Faden durch die Pedalachse laufen.
Der Sattel sollte möglichst waagerecht ausgerichtet sein.
Lenker/Vorbau/Griffe
Die heutigen Lenker sind mit bis zu 800 mm Länge oft zu breit. Nur Downhiller
und sehr grossgewachsene Menschen benötigen einen solchen Lenker. Alle anderen
tun sich gut daran, den Lenker schrittweise um 1-2 cm auf beiden Seiten zu
kürzen. Grundregel: Je abfahrtslastiger und grösser, desto breiter der Lenker.
Je tourenlastiger und kleiner, desto schmaler der Lenker. Im Normalfall
sollten 720-780 mm für dich passen.
Die Vorbaulänge ist ebenfalls abhängig vom Einsatz und vom Wohlbefinden. Ist
der Vorbau zu lang oder zu tief, kann das Nackenbeschwerden verursachen. Hier
empfiehlt sich eine kürzere Variante, welche mit ein paar Spacern in der Höhe
variiert werden kann. Nur Cross-Country-Racer, welche viel Druck auf das
Vorderrad bringen müssen, fahren den Vorbau lang und den Lenker möglichst
tief. Enduro- und Tourenpiloten sind mit einem kurzen Vorbau und einer
aufrechteren Haltung besser bedient.
Lenkergriffe gibt es wie Sand am Meer. Je nach Handgrösse sind verschiedene
Durchmesser erhältlich. Ob hart oder weich musst du selber entscheiden. Wenn
du Probleme mit eingeschlafenen Händen oder Fingern hast, dann kann ein
Ergonomiegriff helfen, welcher auf der Seite "Flügel" hat. Damit wird das
Handgelenk weniger abgeknickt und der Druck auf die Handballen verringert.
Zusätzliche Tipps zum Cockpit findest du in diesem Blogbeitrag.
Lenker, Vorbau und Griffe müssen genau für deine Körpermasse stimmen.
Bremshebel
Wichtigste Regel beim Bremsen: Nur der Zeigefinger ist am Bremshebel! Die
anderen vier Finger halten den Lenker und somit kannst du Armpump und
Verspannungen im Schulterbereich verhindern.
Die Einstellung der Bremshebel muss symmetrisch sein, das heisst beide Hebel
müssen den gleichen Abstand und Winkel zum Lenkergriff haben. Das ist leider
nicht immer der Fall, oft muss ich dies bei meinen Kursteilnehmern
korrigieren.
Der Winkel der Bremshebel sollte so gewählt sein, dass sich eine gerade Linie
über Zeigefinger, Handgelenk und Unterarm ergibt. So kannst du vermeiden, dass
das Handgelenk zu fest abknickt und Blut- und Nervenbahnen gequetscht werden.
Hier gibt es Ausnahmen, ich zum Beispiel fahre meine Hebel sehr flach, andere
wiederum bevorzugen eine steile Einstellung. Probiere aus, was für dich am
besten passt.
Flach oder steil? Probiere verschiedene Winkel der Bremshebel aus.
Pedalen
Kaufe dir hochwertige Pedalen, damit du viel Grip und eine gute
Kraftübertragung erreichst und schmerzfrei treten kannst. Auch hier gilt,
die Originalpedalen sind oft billig und unbrauchbar. Ob du Klickpedalen oder
Flat Pedals fährst ist deine persönliche Entscheidung.
Kontrolliere, dass deine Füsse richtig auf den Pedalen positioniert sind.
Nur der Fussballen darf das Pedal berühren und das Gelenk vom grossen Zeh
muss auf der Höhe der Pedalachse sein. Bei Klickpedalen muss die Schuhplatte
am richtigen Ort sein. Bei Flat Pedals solltest du ab und zu einen Blick
nach unten werfen, ob deine Füsse gut platziert sind. Hier besteht das
Risiko, dass du Knieschmerzen bekommst, wenn du "zu verdreht" auf dem Pedal
stehst.
Zusätzliche Tipps zu Pedalen findest du in diesem Blogbeitrag.
Klickpedal oder Flat Pedal ist egal. Aber das Pedal muss hochwertig
sein.
Kaufe ein neues Bike
Bevor du zu viel Geld in dein altes Mountainbike investierst, solltest du
dir überlegen, ob eine Neuanschaffung nicht sinnvoller ist. Es ist viel
passiert in letzter Zeit bei Geometrien, Laufradgrössen und Anbauteilen.
Unter Umständen verschwinden so gewisse Beschwerden von alleine.
Kurze Vorbauten, breite Lenker, absenkbare Sattelstützen, starke Bremsen und
breite Reifen helfen uns allen, damit wir sicherer und komfortabler
unterwegs sind. Und Bikes mit 29" Zoll Laufrädern bieten grossgewachsenen
Personen automatisch eine angenehmere Position.
Keine Diskussion, ein modernes Bike fährt sich einfach besser, als ein
altes Geländer.
Fahre mit hochwertiger Kleidung
Wer den Bikesport ambitioniert betreibt, der sollte in funktionelle und
hochwertige Bekleidung investieren. Hier kann ich aus eigener Erfahrung sagen,
teure Kleidung ist viel besser, angenehmer und langlebiger, als billiges
Zeugs. Gute Kleider können Beschwerden verhindern, in dem sie dich richtig
schützen und stützen.
Hosen
Wer lange im Sattel sitzt, muss unbedingt eine gute Radhose mit Sitzpolster
benutzen. Hosen sind teuer, aber bei deinem Hintern solltest du nicht sparen.
Es gibt nichts unangenehmeres, als wenn du auf einer langen Tour nicht mehr
weisst, wie du auf dem Sattel sitzen sollst. So wird der Ausflug zur Qual.
Zusätzlich kannst du auch noch eine Gesässcrème verwenden, gut geschmiert ist
halb gefahren. Ich fahre eine klassische Trägerhose und ziehe darüber eine
Shorts an.
Unter meinen Shorts trage ich eine klassische Trägerhose mit Polster.
(Foto spitznagel.ch)
Shirts und Jacken
Bei den Oberteilen ist auf eine komfortable Passform zu achten und die
Materialien müssen den Schweiss nach aussen transportieren und atmungsaktiv
sein. Ein Baumwoll T-Shirt und eine Fleece Jacke werden diesen Zweck sicher
nicht erfüllen. Je nach Temperatur funktioniert das bekannte Zwiebelprinzip
mit mehreren Schichten am besten. Die Jacke muss wind- und sogar wasserdicht
sein, so bist du auch bei Schlechtwetter bestens geschützt. Wähle einen
Schnitt, der gut anliegt, dich aber bei Bewegung und Atmung nicht einengt.
Ein funktionelles Shirt sollte atmungsaktiv und bequem sein. (Foto:
spitznagel.ch)
Schuhe
Kaufe dir spezifische Bikeschuhe. Laufschuhe oder Freizeitschuhe sind zum
Biken ungeeignet. Sie müssen bequem sein und ein gutes Verschlusssystem oder
eine gute Schnürung und eine griffige Sohle besitzen. Bedenke, dass sich der
Fuss im Laufe des Tages leicht ausdehnt, du solltest die Schuhe also nicht zu
klein kaufen. Falls die Füsse kribbeln oder sogar einschlafen ist der Schuh zu
eng oder zu fest angezogen.
Zusätzliche Tipps zu Bikeschuhen findest du in diesem
Blogbeitrag.
Grip und Kraftübertragung. Nur spezifische Bikeschuhe funktionieren
richtig.
Handschuhe
Auch auf die Handschuhe solltest du einen Blick werfen, diese können
Druckstellen verursachen. Hier musst du selber herausfinden, ob du ein dünnes
oder ein gepolstertes Modell benötigst. Es gibt Handschuhe, die haben extra
grosse Geleinlagen, welche den Druck auf die Handballen verringern.
Gleichzeitig kann so aber auch ein Druck erzeugt werden, was zu tauben Händen
und Fingern führen kann. Bei Beschwerden lohnt es sich, verschiedene
Handschuhe auszuprobieren und auch mal ohne Handschuhe zu fahren. Ich
persönlich bevorzuge ganz dünne Handschuhe ohne Polsterung, die sich wie eine
zweite Haut am Lenker anfühlen.
Ich bevorzuge möglichst dünne Handschuhe für ein gutes Griffgefühl.
Stärke deinen Körper
Die Position auf einem Mountainbike ist unnatürlich. Man quetscht den Körper
stundenlang zwischen Sattel und Lenker und dies ist eine grosse Belastung für
Muskeln, Bänder und Sehnen. Radsportler trainieren ihre Beine und ihr Herz,
die restlichen Rumpfteile werden aber meistens vernachlässigt.
Deshalb ist es ganz wichtig, dass du regelmässig auch den Oberkörper
trainierst. Ein starker Rumpf ist die Basis für ein beschwerdefreies Biken.
Dafür musst du nicht unbedingt in ein miefiges Fitnessstudio, du kannst auch
draussen oder bei dir Zuhause verschiedene Übungen machen.
Ich habe in meiner Wohnung eine Stange zwischen den Türrahmen geklemmt, wo ich
täglich meine Klimmzüge mache. Liegestützen, Rumpfbeugen, Planks und
Dehnübungen lassen sich auch auf dem Fussboden erledigen. Und im Winter
besuche ich regelmässig eine Pilates und TRX Lektion.
Für Schweizer empfehle ich unsere Vitaparcours, die überall zu finden sind.
Diese können zu Fuss, oder falls kein Verbot, auch mit dem Bike absolviert
werden. Die verschiedenen Posten bieten alle Übungen, die für unseren Körper
wichtig sind.
Ein starker und stabiler Körper hilft übrigens auch, dass du dich bei einem
Sturz weniger schwer oder gar nicht verletzt.
Zusätzliche Tipps zum alternativen Wintertraining findest du in diesem
Blogbeitrag.
Im Winter besuche ich regelmässig TRX und Pilates Lektionen.
Der Vitaparcours eignet sich perfekt für ein Ganzkörpertraining an der
frischen Luft.
Wie wichtig ein Ganzkörpertraining ist, erklärt der deutsche Mountainbiker Rob Heran in diesem Video.
Kontaktiere einen Arzt
Falls weder andere Einstellungen am Bike, noch ein Körpertraining eine
Verbesserung bringen, dann hast du wahrscheinlich ein medizinisches Problem.
Kontaktiere deinen Arzt, damit er dich an einen Spezialisten verweisen kann.
Lass dich durchchecken und beraten, was die Ursachen für deine Beschwerden
sein können. Eine verordnete Ergo- oder Physiotherapie, Medikamente oder im
schlimmsten Fall eine Operation können schnell Abhilfe schaffen.
Die Daten für die Fahrtechnikkurse 2021 sind online! Du kommst wieder in den Genuss von einem sehr abwechslungsreichen Angebot von März bis November an verschiedenen Orten.
Es gibt wie bis anhin 3 Levels vom Beginner bis zum Trailmaster, E-Mountainbike und die Spezialkurse Bunny Hop springen und Hinterrad versetzen. Zusätzlich werden bei einigen Bikeshops Abendkurse durchgeführt. Privatkurse können weiterhin an fast jedem Tag im Jahr gebucht werden, auch jetzt über den Winter.
Eine Übersicht aller Kurstermine findest du auf der Website.
Ich freue mich auf deinen Besuch bei Fit for Trails!
Das Fit for Trails Kursangebot 2021. Fahrtechnikkurse für alle!
Kürzlich hatte ich einen
Blogbeitrag mit dem Titel "Sei kein
schlechter Mountainbiker" verfasst, wo es darum ging, was wir als Biker tun
können, damit unser Sport in der breiten Bevölkerung in ein besseres Licht
rückt. Nun kann ich bei diesem Thema gleich nachhaken und zwar aufgrund von zwei
Bikefilmen, die das Schweizer Fernsehen kürzlich zur besten Sendezeit um 20.10
Uhr ausgestrahlt hat. Die beiden Filme mit den Titeln "Keep on Riding" bzw. "Die
aufregendsten Mountainbike-Trails der Schweiz" zeigen einige der bekanntesten
Protagonisten der Schweizer Bikeszene.
Im Vorfeld wurde fleissig die Werbetrommel gerührt und ich war gespannt, was
man da jetzt wohl zu sehen bekommt. Um es vorweg zu nehmen, leider musste ich mich schon nach wenigen Minuten fremdschämen. Es wurden so
ziemlich alle Klischees bedient, wegen denen wir Mountainbiker einen so
schlechten Ruf haben...
Im ersten Film sind unsere Cross-Country Legenden Nino Schurter
und Thomas Frischknecht im Tessin und die Enduro-Zwillinge Caro und Anita
Gehrig in Flims zu sehen. Irgendwie langweilig und nicht wirklich
aufregend, da hat der Titel zu viel versprochen. Nervig sind die verwackelten GoPro-Aufnahmen. In Zeiten von Gimbals und professionellem
Equipment sollten die Bilder eigentlich perfekt rüberkommen. Positiv ist
lediglich der Soundtrack.
Im zweiten Film sind "Ride" Herausgeber Thomi Giger und
Franziska Gobeli auf das Barrhorn gekraxelt und das Zürcher Bike-Urgestein
Alec Wohlgroth und Matthias Lüscher sind rund um den Üetliberg in Zürich unterwegs. Die Aufnahmen am Barrhorn sind atemberaubend, hier wird
die Schönheit vom Bikesport authentisch rübergebracht. Die Szenen am
Üetliberg hätten so nicht gezeigt werden dürfen, da nur illegale Trails befahren werden (was hat man sich hierbei nur gedacht?!).
Auch bei diesem Film ist der Soundtrack wenigstens gut gelungen.
NACHTRAG 18.09.2020: Wie man nachfolgend sieht, hat das Fernsehen SRF den umstrittenen Film mittlerweile vom Netz genommen. Die Sache hat so hohe Wellen in den sozialen Medien geschlagen, da hat wohl jemand kalte Füsse bekommen...
Was beiden Filmen fehlt ist eine Story und ein Dialog. Das könnten
irgendwelche Biker sein, die da herumfahren. Und die Gespräche beschränken
sich auf Smalltalk, man erfährt nicht wirklich, warum diese Leute diesen
Sport mit einer so grossen Leidenschaft betreiben.
Nun zurück zu den Klischees. Es waren zwar
alle gezeigten Biker freundlich zu den Fussgängern, die sie kreuzten. Aber es wurde quer über Wiesen und durch
Wälder gepflügt, Kurven wurden geschnitten und die Hinterräder blockiert. Und als Bonus kennen jetzt alle Zuschauer die illegalen Trails am Üetliberg. Die Situation dort ist schon seit jeher delikat und jetzt wurde den Bikegegnern regelrecht in die Hände gespielt.
Es wird spannend zu sehen sein, wie sich das auf zukünftige Verhandlungen
mit den Behörden auswirkt. (Ein Shitstorm in den sozialen Medien läuft
deswegen bereits.)
Es ist schade, dass bei beiden Filmen nur auf
die Action gesetzt wird und man nur die "böse Seite" der Mountainbiker
zeigt. Ich bin auch nicht immer ein Engel beim Biken, aber wenigstens lasse ich dabei nicht die Kamera
laufen. Und mich sieht niemand bei der Ausübung meines Sports im grössten
Fernsehsender der Schweiz.
Dabei hätte diese wertvolle Sendezeit so viel besser genutzt werden können.
Nebst den Szenen auf den Trails, hätte man zum Beispiel zusätzlich noch
zeigen können:
- Bikeclubs, die den Nachwuchs trainieren
- Bikeschulen, die den Bikern eine sichere Fahrtechnik vermitteln
- Trailbauer, die zerstörte Wanderwege wieder reparieren
- Biker, die den liegengelassenen Müll auf den Trails einsammeln
- Interviews mit Wanderern und Mountainbikern
Hier wurde definitiv eine ganz grosse Chance verpasst, um den Bikesport in einem
positiven Licht zu präsentieren. Mountainbiker sind alles nette Menschen,
die einfach mit dem Zweirad die Natur geniessen wollen. Nicht-Mountainbiker werden nach diesen Filmen aber weiterhin das gleiche
negative Bild von uns haben. So bleibt nur ein Kopfschütteln auf beiden
Seiten...
NACHTRAG 17.09.2020: Mittlerweile hat der Verein Züritrails via Facebook Stellung bezogen und distanziert sich klar von den gezeigten Inhalten. Die Schadenersatzforderung über CHF 30'000.00 ist aber fehl am Platz. Das Fernsehen SRF berichtet ja nicht nur negativ über uns, gerade der Rennsport erhält mit Liveübertragungen und Berichten die nötige Plattform. Lest selbst:
Wir, der Verein Züritrails, beziehen uns auf den gestrigen TV-Beitrag «Keep on Riding»
des SRF Schweizer Radio und Fernsehen. Hiermit distanzieren wir uns in aller Form zu der darin durch die
Protagonisten dargestellten Art und Weise der Ausübung des Mountainbikesports in Zürich.
Wir vertreten die Haltung, dass der Mountainbikesport eine angemessene und den Bedürfnissen der Biker entsprechende Infrastruktur benötigt, und setzen uns mit all unserer Kraft für einen Ausbau der Infrastruktur ein. Trails dürfen aber keinesfalls durch Einzelaktionen und eigenmächtige Bautätigkeiten im Wald entstehen, sondern nur in Zusammenarbeit mit den zuständigen Behörden. Wilde Fahrten durch den Wald sind zu unterlassen.
Unbestritten besteht das Bedürfnis nach mehr und anspruchsvollen Trails in Zürich.
Diesem Bedürfnis begegnen wir mit dem Bau des neuen Höcklertrails, dessen abschliessende Finanzierung derzeit auf Lokalhelden.ch/hoecklertrail durch ein Crowdfunding angestrebt wird. Dass wir als Verein die Chance erhalten, diesen Trail zu bauen, und dabei von der Stadt Zürich unterstützt werden, werten wir als einen grossen
Vertrauensbeweis seitens der Behörden uns gegenüber.
Und jetzt das!!!
Zur Prime Time wird im SRF Schweizer Radio und Fernsehen, welches durch Staatsgelder finanziert wird und im Rahmen des Service Public zu einer sachgerechten Berichterstattung verpflichtet ist, in der breiten Öffentlichkeit und in einer unfassbaren Selbstverständlichkeit quasi Werbung gemacht für das Biken auf wilden Trails in Zürich. Eine solche Berichterstattung ist schlichtweg unverantwortlich und genügt den Anforderungen an eine sachgerechte
Berichterstattung im Auftrag des Bundes keineswegs. Es laufen seit längerem Bestrebungen seitens der Stadt Zürich und von Züritrails, mit dem Bau eines neuen, legalen Trails eben genau diesem wilden Biken entgegenzuwirken. Darüber hätte SRF Schweizer Radio und Fernsehen berichten müssen!
Wir sind masslos enttäuscht von SRF, aber auch vom Protagonisten und Biker Alec.
Was habt ihr euch dabei bloss gedacht!?!
Die Stadt Zürich wurde im nationalen Fernsehen so dargestellt, als schaute sie dem illegalen Treiben in ihren Wäldern tatenlos zu. Nur schon von Amtes wegen wird sie wohl handeln müssen. Die Konsequenzen davon werden sicher nicht zu unseren Gunsten ausfallen.
Auch wird dies den Verein Züritrails in der Zusammenarbeit mit den Behörden weit zurückwerfen. Mit solchen Aktionen verlieren wir grosse Teile der fragilen Glaubwürdigkeit, welche wir über die Jahre, notabene in unserer Freizeit, aufgebaut haben.
Zudem trägt der Beitrag wesentlich zur landesweiten Zementierung von Vorurteilen gegen Mountainbikern bei.
Schon seit längerem hat das SRF rund ums Thema Mountainbiken denkbar wenig Fingerspitzengefühl bewiesen und liebend gerne schwelende Konflikte gesucht, und darüber berichtet. Jetzt habt ihrs geschafft. Der Konflikt ist da. SRF, ihr schadet uns mit solchen unsachlichen, nicht sauber recherchierten Berichten gewaltig!
Den immateriellen Schaden, den ihr uns damit antut, kann man nicht so schnell wiedergutmachen. Wir fordern vom SRF Schweizer Radio und Fernsehen eine ansatzweise Wiedergutmachung in der Höhe von CHF 30'000.-- als Spende für die Baukosten an den Höcklertrail. Dann könnt ihr auch wieder mal etwas Positives übers Biken berichten. Zudem erwarten wir von euch eine schriftliche Stellungnahme, was der Sinn dieser Sendung sein soll, was dem Publikum damit vermittelt werden sollte und welcher Mehrwert das Programm damit erhält. Ausserdem verlangen wir im gleichen Ausmass eine Gegendarstellung bzw. eine Richtigstellung über das Biken in Zürich, ebenfalls zur Prime Time.
Zum Abschluss versuchen wir aber wieder nach vorne zu blicken und unsere Mission, die Verbesserung der Bike Infrastruktur in der Stadt Zürich, in den Mittelpunkt zu stellen. Unterstützt uns, indem ihr Mitglied von Züritrails werdet und unser aktuelles Projekt, den Bau des Höcklertrail, unterstützt (lokalhelden.ch/hoecklertrail).
Zürich, 16. September 2020, der Vorstand von Züritrails
Im Rahmen des Testride auf der Lenzerheide vom 11.-13.09.2020 hatte ich die
Möglichkeit, das neue Rocky Mountain Instinct Powerplay BC Edition Alloy 70
2021 zu fahren. Ich hatte bereits 2018 einen ausführlichen Testbericht über das Instinct Powerplay verfasst, als es neu auf den Markt kam.
Mittlerweile sind zwei Jahre vergangen und dem E-Bike wurden kleine
Kinderkrankheiten ausgetrieben und es ist jetzt mit den aktuellsten
Komponenten erhältlich.
Ausstattung
Der Unterschied zwischen dem Instinct Powerplay BC und dem Instinct Powerplay
sind mehr Federweg und noch robustere Komponenten. Je nach Budget gibt es drei
verschiedene Ausstattungsvarianten: Carbon 90, Alloy 70 und Alloy 50. Der
Motor und der Akku sind bei allen Modellen gleich, der Dyname 3.0 sorgt mit
108 Nm für viel Power und der 672 Wh Akku für lange Reichweite.
Das Instinct Powerplay BC Alloy 70 hat einen stabilen Alu-Rahmen, welcher in
zwei Farben lieferbar ist. Der Akku ist fix integriert ist und kann nicht
entfernt werden. Die Federung übernehmen der Fox Float DPX2 Performance
Dämpfer mit 155 mm und die neue Fox 38 Float EVOL GRIP Performance Federgabel
mit 160 mm Federweg. Die bewährte Shimano Deore XT Gruppe regelt die
Schaltvorgänge und die 4-Kolbenbremse verlangsamt die Geschwindigkeit. Die
absenkbare Race Face Turbine R Sattelstütze bietet, je nach Rahmengrösse,
125-175 mm Hub. Lenker und Vorbau sind Hausmarke Rocky Mountain. Die 29"
Laufräder sind ein Mix aus DT Swiss 370 Naben, DT Swiss Speichen und 30 mm
breiten WTB Felgen. Für den Grip sorgen Maxxis Minion DHF 29x2.5 WT und Minion
DHR 29x2.4 WT Reifen.
Das Rocky Mountain Instinct Powerplay BC Edition 2021 auf der
Lenzerheide.
Auf dem Trail
Als Vergleichsreferenz dient mein Mondraker Chaser 29, welches ich
normalerweise fahre. Die beiden Bikes haben, ausser der Laufradgrösse, fast
nichts gemeinsam. Das Mondraker hat den Bosch CX Motor und muss wegen der
langen Geometrie sportlich und kraftvoll bewegt werden.
Es gibt ja mittlerweile diese Marketingfloskel "dieses E-Bike fährt sich wie
ein normales Bike", welche von immer mehr Herstellern verwendet wird. Ich habe
in den letzten Jahren schon viele verschiedene E-MTB gefahren, aber nur bei
Rocky Mountain trifft diese Aussage wirklich zu. Sobald man auf dem Instinct
Powerplay sitzt oder steht, vergisst man, dass man motorisiert unterwegs ist.
Nur den Antrieb hört man, er macht immer noch dieses mahlende Geräusch,
welches aber nicht mehr so laut ist, wie in den früheren Versionen. Wenn es
den Trail runter geht, dann ist das Bike aber komplett leise. Im Gegensatz zum
Mondraker, wo das bekannte Klappern vom Bosch Motor die Ruhe stört.
Gespannt war ich vor allem auf die neue Fox 38 Federgabel, die mit ihren
dicken 38 mm Standrohren perfekt in den Rahmen passt. Mit meinen 68 kg
Körpergewicht gehöre ich nicht unbedingt zu den Bikern, die eine steifere
Gabel benötigen. Aber ich irrte mich, selbst als leichter Fahrer bietet mir
die Fox 38 Vorteile, insbesondere die Spurtreue beeindruckte. Einfach frontal
auf die Steine und Wurzeln zuhalten, das Vorderrad ein wenig entlasten und der
Rest erledigt die Federgabel. Unglaublich, was 2 mm mehr Durchmesser an einer
Gabel ausmachen können.
Gepaart mit den kurzen 442 mm Kettenstreben erhält man ein Fahrwerk, welches
sich extrem locker und agil bewegen lässt. Trotz 25 kg Gesamtgewicht tänzelt
das Instinct Powerplay BC leichtfüssig über alle Hindernisse und lässt sich
ohne grossen Kraftaufwand bewegen. Es ist wirklich so, man vergisst, dass man
hier auf einem E-Bike steht.
Der starke 108 Nm Motor kann ebenfalls überzeugen. Er ist viel direkter am
Gas, als der Bosch CX. Während der Bosch die Kraft eher zögerlich entfaltet,
geht es beim Dyname 3.0 gleich voll zur Sache. Die drei Stufen reichen aus, um
in jedem Anstieg die passende Unterstützung zu geniessen. Spartanisch ist die
iWoc Bedienung, über welche nur die Motorstufen gewählt und die
Batterieanzeige mit farbigen Streifen angezeigt werden. Wer ein Display für
weitere Informationen benötigt, muss ein externes GPS-Gerät damit verbinden. Via
Handy-App kann man die Charakteristik der einzelnen Stufen einstellen und man
hat einen Überblick rund um Antrieb und Akku.
Die neue Fox 38 überzeugt mit unglaublicher Steifigkeit und Spurtreue.
Trotz hohem Gewicht steigt das Instinct Powerplay BC locker aufs
Hinterrad.
Fazit
Auch in diesem Test kann das Instinct Powerplay wieder überzeugen. Während
mein Mondraker nur für fortgeschrittene Biker geeignet ist, finden sich mit
dem Rocky Mountain alle zurecht. Das einfache und gutmütige Handling sorgt für
viel Spass. Das hervorragende Fahrwerk bügelt auch die grössten Hindernisse
platt. Der starke Motor und der grosse Akku lassen lange Ausfahrten in steilem
und anspruchsvollem Gelände zu. Love the ride!
In letzter Zeit ist das Mountainbike wieder regelmässig in den verschiedensten Medien zu Gast. Vielleicht ist es der Corona-Blues oder das Sommerloch, darum muss wieder ein Thema auf den Tisch, welches die Leute bewegt. Leider wird hauptsächlich negativ über uns berichtet und die Kommentare der Leser sind noch negativer. Die Mountainbiker sind Störenfriede, sie schaden der Natur, es passieren immer mehr Unfälle auf den Trails und das E-MTB sorgt sowieso bei allen für rote Köpfe.
Fälschlicherweise werden wir alle in den gleichen Topf geworfen, obwohl sich die grosse Mehrheit der Mountainbiker korrekt auf und neben den Trails verhält. Wir haben es grundsätzlich selbst in der Hand, wie unser Sport von anderen Leuten beurteilt wird. Vor allem bei Unfällen und generellem Verhalten können wir unseren Teil dazu beitragen, damit sich unser Ruf verbessert. Nachfolgend ein Leitfaden.
Mountainbiker sind unbeliebt... Die Schweizer Medien berichten hauptsächlich negativ über uns.
Verbessere deine Fahrtechnik
Zuerst ein bisschen Werbung in eigener Sache: Besuche einen Fahrtechnikkurs und lerne alle nötigen Manöver, damit du dein Mountainbike perfekt beherrscht. Ich sehe immer wieder Biker, die wirklich schlecht fahren und ihr Sportgerät überhaupt nicht unter Kontrolle haben (und nein, es sind keine E-Biker). So muss man sich nicht wundern, dass es immer wieder zu schweren Stürzen und Unfällen kommt.
Ich höre jetzt schon die eingefleischten Mountainbiker, die sagen: "Ich fahre schon seit über 20 Jahren, ich brauche keinen Bikekurs." Bist du sicher? Ich fahre schon seit über 30 Jahren und habe dennoch den Anspruch an mich selbst, immer noch besser zu werden. Ich will noch schwierigere Trails meistern, ich will den Manual noch länger schaffen und ich will noch höhere Bunny Hops springen. Ganz nach dem Motto: Man hat nie ausgelernt. Mit dieser stetigen Arbeit an meinem Können kann ich ein sehr hohes Level halten und gleichzeitig Stürze vermeiden.
Und wusstest du, dass du deine Fahrtechnik und Körperposition laufend an den neuen Mountainbikes anpassen musst? Die heutigen Bikes mit ihren grossen Laufrädern, langen und flachen Geometrien und breiten Lenkern muss man anders fahren, als die Modelle von früher. Wenn du also bei deinem neuen Bike in der Abfahrt einfach weit hinter den Sattel hängst, dann machst du alles falsch. An einem Bikekurs werden dir hierfür alle nötigen Tipps und Tricks verraten.
Besuche einen Bikekurs und werde ein besserer Mountainbiker. Je weniger Unfälle passieren, desto weniger können die Medien negativ über uns berichten.
Verbessere dein Können und stärke dein Selbstvertrauen mit einem professionellen Bikekurs.
Kenne deine eigene Grenzen
In Zusammenhang mit der Fahrtechnik geht es auch immer darum, seine eigenen Grenzen zu kennen. Selbstüberschätzung ist oft die häufigste Ursache von Stürzen. Es gehört dazu, dass man beim Biken etwas probiert und riskiert, nur so wird man besser. Allerdings sollte man auch genau wissen und abschätzen können, ob etwas gelingen kann oder nicht. Einfach mal in den Steilhang reinstechen oder über den grossen Jump springen, ohne das vorher jemals gemacht zu haben, wird sicher im Desaster enden.
Die Grenze zwischen nicht stürzen und stürzen ist sehr schmal. Erfahrung, Linienwahl, Geschwindigkeit und Körperposition sind entscheidend, ob ein Manöver erfolgreich ist. Wie schnell es in die Hose gehen kann, kann man in den vielen Crashvideos sehen, die täglich im Internet hochgeladen werden. Auch an meinen Kursen beobachte ich Teilnehmer, bei denen ich schon beim Heranfahren sagen kann, ob das gut kommt oder nicht. Dort kann ich teilweise noch eingreifen und so das Schlimmste verhindern.
Gefordert sind hier auch die Vermietstationen in den Tourismusregionen. Mountainbiken ist gefährlich, wenn man keine Fahrtechnikkenntnisse mitbringt. Die Bikeshops müssen ihre Kunden informieren und bestmöglich instruieren, damit diese nicht einfach auf den nächsten Berg hochfahren und unkontrolliert wieder heruntereiern.
Lerne deine Grenzen zu kennen und versuche sie zu verschieben, fahre aber immer vernünftig und überlegt.
Es ist schnell passiert... Fahre nur Trails, die mit deinen Fähigkeiten machbar sind.
Sei freundlich zu deinen Mitmenschen
Als Mountainbiker ist man unbeliebt. Wirklich Verständnis für uns haben nur Gleichgesinnte oder Leute, die in irgendeiner Verbindung zum Sport stehen. Das war schon immer so und wird auch immer so bleiben. Wir können die Situation aber positiv beeinflussen, wenn wir die wichtigsten Verhaltensregeln befolgen: Freundlichkeit, Dankbarkeit, Respekt, Toleranz und Rücksichtnahme.
Je mehr Leute biken, desto mehr gibt es auch schwarze Schafe, die sich eben nicht an die Regeln halten. Einige Idioten verhalten sich rücksichtslos und haben das Gefühl, ihnen gehört die Welt. Wir müssen uns nach wie vor bewusst sein, dass wir als Mountainbiker vielerorts nur geduldet sind. Streng nach Gesetz ist das Biken auf Wanderwegen in den meisten Kantonen immer noch verboten (Artikel 43 des SVG). Wir bewegen uns in einer Grauzone, welche aber fast überall toleriert wird.
Mountainbiker seid nett zu E-Mountainbikern. Das sind Biker wie du und ich. Sie haben keine Schuld an den aktuellen Umständen, unsere Probleme gibt es schon seit über 30 Jahren. Ich fahre auch regelmässig mit Motor, deswegen bin ich aber keine Person, die man verachten und dumm anmachen muss. Ich bin die gleiche Person, die auch ohne Motor unterwegs ist, behalte also deine Vorurteile für dich. Nur wenn wir alle zusammenhalten, haben wir die nötige Power und das Gehör, damit wir auch in der breiten Öffentlichkeit und in der Politik ernst genommen werden.
Übrigens erwarte ich auch von Fussgängern, Wanderern und Reitern, dass sie mir mit Anstand und Respekt begegnen. Ich erlebe immer wieder Situationen, wo ich als Mountainbiker wie der letzte Dreck behandelt werde, egal wie nett und zuvorkommend ich mich verhalte. Diesen Leuten sei gesagt, wir sind nicht böse und es gibt keinen Grund, uns generell zu hassen. Und wer weiss, vielleicht versteckt sich unter dem Helm dein Zahnarzt, Metzger, Versicherungsberater, Coiffeur, Garagist. Diesen Menschen trittst du ja im normalen Leben auch mit Freundlichkeit entgegen.
Das Miteinander funktioniert nur, wenn sich alle an die Regeln halten. Es braucht gegenseitige Toleranz, Offenheit und Freundlichkeit zwischen Fussgängern und Mountainbikern (auch zwischen uns selbst).
Die Trail-Toleranz funktioniert in Graubünden vorbildlich. (Foto: Martin Bissig/herbert.bike)
Baue keine illegalen Trails
Ein heikles Thema ist das Bauen und Befahren von illegalen Trails. Warum gibt es illegale Trails? Weil es keine legalen Trails gibt.
Während unsere Bergkantone hohe Summen in den Bau von Biketrails und Bikeparks investieren, passiert im Mittelland sehr wenig. Ausgerechnet dort, wo die meisten Mountainbiker Zuhause sind, hinkt die Infrastruktur weit hinterher. Und die wenigen Wanderwege, die es gibt, werden immer häufiger mit Fahrverboten belegt.
Dies hat zur Folge, dass viele Mountainbiker selber zur Schaufel greifen und sich ihre eigenen Trails bauen. Das ist aber nicht Sinn der Sache, man darf nicht einfach einen fremden Wald umgraben und quer durch die Natur heizen.
Gefragt sind hier die Kantone und Gemeinden, damit wir unseren Sport überall legal ausüben dürfen. Verbote und Bussen bringen nichts, der Sport ist zu populär und zu gross geworden, um ihn einzudämmen. Und er wird in den kommenden Jahren regelrecht explodieren, wir stehen hier immer noch am Anfang. Es braucht also unbedingt Lösungen in Form von offiziellen Biketrails. Und zwar nicht nur in den Bergen, sondern im ganzen Land. Erst dann wird sich die Situation beruhigen und man kann Konflikte erfolgreich verhindern.
Fahre auf nur auf zugelassenen Wegen und meide die illegalen Trampelpfade. Und baue keine Trails und Jumps selber in den Wald.
Selbstgebaute Jumps mitten im Wald. Ein heikles Thema...
Von meinem Partner und Schweizer Pirelli Vertrieb CHRIS sports habe ich die
neuen Pirelli Scorpion MTB-Reifen zum Testen erhalten.
Die Marke Pirelli kennt wohl jeder. Die italienische Firma wurde bereits 1872
gegründet und gehört zu den grössten Reifenproduzenten weltweit. Schon 1894
wurden die ersten Fahrradreifen hergestellt. Später konzentrierte man sich auf
Auto- und Motorradreifen und es wurde auch viel in den Rennsport investiert.
Pirelli ist aktueller Ausrüster der Formel 1 und gewann über 460 Meistertitel im
Automobil- und Motorradsport. Und dann gibt es da noch den berühmten Kalender,
mit welchem man sich auch einen Namen in der Glamourwelt machte.
2017 präsentierte Pirelli neue Rennradreifen und sie waren wieder zurück im
Geschäft. Kurze Zeit später folgten weitere Gummis für MTB, Gravel und
Urban. Das zeigt, dass selbst für grosse Konzerne das Fahrrad an Bedeutung
gewinnt. Eine erfreuliche Entwicklung!
Der Pirelli Scorpion Enduro S 29x2.60" an meinem Mondraker Chaser 29.
Die Palette der MTB-Reifen reicht von Cross-Country bis Enduro. Es wird
grundsätzlich in vier Kategorien unterteilt: XC, Trail, Enduro und E-MTB.
Die Reifen werden in verschiedenen Grössen und Breiten und mit
unterschiedlichen Profilen und Karkassen angeboten. Die Auswahl ist so
umfangreich, dass man fast ein bisschen den Überblick verliert...
Die Modelle heissen alle Scorpion, werden aber mit zusätzlichen Buchstaben
versehen für die verschiedenen Untergründe:
"RC" für Racing (Renneinsatz)
"H" für Hard (harter Untergrund)
"M" für Mixed (wechselnder Untergrund)
"S" für Soft (loser und weicher Untergrund)
"R" für Rear (ein Profil speziell für das Hinterrad)
Dabei ist zu beachten, dass z.B. mit Soft nicht eine softe Gummimischung
gemeint ist, sondern ein softer Boden. Die Gummimischung ist immer der
SmartGRIP Compound, welcher bei trockenen und nassen Bedingungen die
optimale Traktion bieten soll. Das Profil ist aber je nach Untergrund
verschieden.
Bevor man sich für Pirelli MTB-Reifen entscheidet, sollte man also
ungefähr festlegen, auf welchem Boden man hauptsächlich unterwegs ist.
Welcher Scorpion darf es sein? Die Auswahl ist gross und es fehlen
hier noch die E-MTB Modelle.
In diesem Test nehme ich die Modelle Scorpion Enduro S und Scorpion Enduro R
in 27.5"x2.40" und Scorpion Enduro S in 29"x2.60" unter die Lupe. Ich fahre
sie tubeless auf einer Felge mit 30 mm Innenbreite an meinem Rocky Mountain
Thunderbolt und Mondraker Chaser 29 E-MTB.
Zugegeben, als ich die Reifen das erste Mal in der Hand hielt, war ich
skeptisch. Vor allem der Scorpion S erinnert mit dem sehr groben und
pfeilförmigen Profil an die Klassiker der 90er Jahre (Panaracer Smoke
Dart, Tioga Psycho, IRC Mythos, usw.). Was aber vor 30 Jahren gut war, das
hat auch heute noch Berechtigung, dazu später mehr.
Die Montage ging problemlos, trotz der stabilen Seitenwände konnte ich die
Reifen mit blossen Händen auf die Felgen ziehen. Beim Aufpumpen brauchte
es allerdings einige Versuche, bis die Reifen richtig im Felgenbett
sassen. Dann blieben sie aber dicht, selbst ohne Milch ging die Luft über
Nacht nicht raus. Ich befüllte sie nachträglich mit 80 ml
Flüssigkeit.
In der Grösse 27.5"x2.40" bringen der Scorpion Enduro S 1150 g und
der Enduro R 1090 g auf die Waage. Der Scorpion Enduro S in 29"x2.60" wiegt
stolze 1250 g (alle Reifen nachgewogen). Das sind keine Leichtgewichte,
aber wie erwähnt, gibt es diese Reifen auch noch in leichteren Versionen.
Da ich keine Rennen mehr fahre, ist für mich das Gewicht sowieso zweitrangig. Viel
wichtiger sind mir die Traktion und die Zuverlässigkeit.
Der Enduro S hat ein pfeilförmiges Profil mit hohen und weit
auseinander stehenden Stollen. Damit soll bei losem, weichem und rutschigem Untergrund grösstmögliche Traktion erreicht werden. Der Enduro R ist speziell für das Hinterrad
gedacht und hat die typischen Querstollen in der Mitte, welche für Grip
beim Hochfahren und Bremsen sorgen sollen. Die Mittelstollen sind ein
wenig tiefer als die Seitenstollen, was zusätzlich den Rollwiderstand
verringert. Beide Reifen haben eine Breite von knapp 59 mm, das ist eher
schmal für 2.40". Wem das zu wenig ist, der kann die Breite 2.60" wählen,
welche mit 67 mm sicher genügend Auflagefläche bietet.
Die Profile von Scorpion Enduro S und Scorpion Enduro R.
Ich konnte die Reifen in den letzten drei Monaten ausgiebig bei
allen möglichen Bedingungen testen. Das launische Wetter im Mai und Juni
sorgte für viel Regen und die Trails waren oft nass und schlammig.
Besonders häufig habe ich den Scorpion S 29x2.60" am E-MTB über die Trails
gejagt. Die 2.40" habe ich mit 1,6 bar und die 2.60" mit 1,2 bar Luftdruck
gefahren.
Der Scorpion S überraschte mit sehr viel Grip am Vorderrad, vor
allem auch bei Nässe. Der Reifen beisst sich richtiggehend in den Boden
und sorgt für eine messerscharfe Kurvenführung. Damit nicht das schwere
E-Bike dafür verantwortlich gemacht werden kann, hatte ich den gleichen
Trail umgehend auch unmotorisiert gefahren und auch mit dem 2.40" gab es
das gleiche Resultat. Der Reifen bietet selbst im Grenzbereich eine sehr
hohe Traktion, was für viel Sicherheit und Vertrauen sorgt.
Der Scorpion S am Vorderrad bietet hervorragenden Grip bei allen
Bedingungen. (Foto: spitznagel.ch)
Am E-MTB habe in den Scorpion S vorne und hinten montiert. Funktioniert super!
Der Scorpion R am Hinterrad bietet guten Grip im Uphill bei trockenen und
nassen Bedingungen. Im Downhill konnte er mit dem Vorderrad aber nicht
ganz mithalten, wegen dem flachen Profil kommt er schneller ins Rutschen,
als der grobe Scorpion S. Die Haftgrenze ist aber durchaus definiert und
man kann kontrolliert um die Kurven driften. Hier fragt es sich wieder
einmal, ob es überhaupt nötig ist, einen speziellen Hinterradreifen zu
entwickeln. Auf dem E-MTB habe ich den
Scorpion S vorne und hinten montiert und das funktioniert super. Der Vorderreifen bietet auch am Hinterrad genügend Traktion beim Bremsen und
Hochfahren.
Der Scorpion R am Hinterrad pflügt sich erfolgreich durch den
Schlamm.
Bei hohen Geschwindigkeiten neigt das Hinterrad zum (kontrollierten)
Rutschen.
Der Rollwiderstand ist, trotz des hohen Gewichts, erstaunlich gut. Man
gewinnt aber mit diesen schweren Reifen keinen Bergsprint. Da diese in die
Kategorie Enduro gehören, ist auch klar, dass sie vor allem in der Abfahrt
punkten müssen.
Probleme gibt es bis jetzt keine, die Scorpions verrichten zuverlässig
ihre Arbeit. Trotz tiefem Luftdruck sitzen sie fest in der Felge und
dank den stabilen Seitenwänden gibt es kaum Durchschläge. Das Profil zeigt
kleine Gebrauchsspuren, die Stollen sind aber alle noch intakt.
So sehen die Scorpions übrigens von unten aus.
NACHTRAG 05.08.2020: Kürzlich habe ich das Bike meiner Partnerin auch auf Pirelli umgerüstet. Da sie eher gemächlich unterwegs ist, habe ich ihr den Scorpion XC M 29"x2.40" montiert. Ich liess es mir nicht nehmen und habe mit ihrem Bike ein paar Tage in der Toscana verbracht. Italienische Reifen auf italienischem Boden, das kann ja nur gut kommen!
Die toscanischen Trails waren sehr trocken, staubig, steinig und rutschig. Aufgrund dieser Bedingungen habe ich einen eher tiefen Luftdruck gefahren, vorne 1,4 und hinten 1,5 bar. Beim XC merkt man das geringe Gewicht, mit 830 g pro Reifen geht es zügig vorwärts. Die Beschleunigung und das Rollverhalten sind gut und der Reifen hat eine angenehme Eigendämpfung.
Der Grip ist auch bei diesem Modell wieder eine kleine Überraschung. Im Uphill und Downhill beisst sich der Gummi regelrecht in den harten Boden und sorgt für viel Traktion. Der Kurvenhalt ist hervorragend, man muss nur den Mut haben, um das Bike voll reinzulegen. Der Grenzbereich ist gut spürbar, selbst ein Drift über beide Reifen kann man gezielt kontrollieren. Top!
Der Pirelli Scorpion XC M auf dem trockenen, steinigen Boden der Toscana.
Das Profil besteht aus vielen kleinen Klötzchen.
Es ist rutschig, aber der Scorpion XC M hält die Spur.
Im harten Gelände bietet der Reifen eine gute Eigendämpfung.
Fazit
Ein neuer Geheimtipp? Pirelli hat die Hausaufgaben gemacht. Sie haben nicht einfach MTB-Reifen
auf den Markt gebracht, um das Sortiment abzurunden, sondern sich ernsthaft
mit dem Thema auseinander gesetzt. Vor dem Kauf muss man sich einige Gedanken über den Einsatzzweck machen, damit man sicher den passenden Reifen wählt. Dann erhält man aber Gummis, die bei jeder Biketour für viel Traktion und Sicherheit sorgen. Vor allem der Scorpion S überzeugt mit
hervorragendem Grip an Vorder- und Hinterrad und hat klar eine Kaufempfehlung verdient.