Mit einem Mountainbike sollte man lautlos über die Trails gleiten können, nur
das Surren des Freilaufs darf die Ruhe stören. Leider ist das aber nicht immer
so, an einem MTB befinden sich jede Menge Teile, die nervtötende Geräusche
verursachen können.
Je wilder und länger man über Stock und Stein jagt, desto grösser ist die
Chance, dass es irgendwo und irgendwann knarzt, knackst, klappert, schlägt und klingelt. Teilweise ist es schwierig, die Lärmquelle zu finden, wenn diese aber
lokalisiert ist, dann gibt es auch immer eine Lösung dafür. Hier findest du
alle Tipps, wie du die Lärmverursacher erfolgreich beseitigen kannst.
1. Die Kette schlägt an den Rahmen
Der Klassiker ist die Kette, welche an den Rahmen schlägt. Das geht akustisch
auf die Nerven und hinterlässt hässliche Lackschäden.
Da das ein bekanntes Problem ist, haben moderne Mountainbikes meistens schon
vorgeformte Plastikschützer an der Kettenstrebe oder sogar Kettenführungen
montiert. Bei einigen Herstellern sind sie fix verschraubt und halten
bombenfest, bei anderen sind sie lediglich geklebt. Die geklebten Produkte sind oft nicht allwetter- und putzmitteltauglich und lösen sich früher oder
später vom Rahmen. Auch bei meinem Rocky Mountain und Mondraker war dies
leider der Fall und ich habe deshalb selber etwas gebastelt.
Damit du deine Kette ruhig stellen kannst, gibt es verschiedene Möglichkeiten
und Produkte:
Neopren
Der gute, alte Neoprenüberzieher mit Klettverschluss ist auch heute noch eine
günstige, leichte und langlebige Lösung. Er kann gut gereinigt werden und
lässt sich immer wieder verwenden. Vor dem Kauf unbedingt die Kettenstrebe
messen, es gibt verschiedene Durchmesser und Längen.
Bei meinem Rocky Mountain Thunderbolt läuft die Kette sehr knapp über die
Kettenstrebe und selbst der verbaute Plastikschutz konnte ein Klappern nicht
verhindern. Ich habe darum einen Neopren von Race Face montiert und seither
ist Ruhe.
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Der Neoprenüberzug schützt die Kettenstrebe und sorgt für Ruhe. |
Slapper Tape
Slapper Tape ist der Name für ein Klebeband von MarshGuard. Das Band lässt sich
einfach zuschneiden, ist sehr flexibel und klebt auch zuverlässig auf Kanten
und Rundungen. Das MarshGuard ist allerdings ziemlich teuer (ca. CHF 20.00 für
1 Meter) und darum empfehle ich als Alternative das günstigere 3M Scotch 2228
Ruber Mastic Tape (kostet ca. CHF 20.00 für 3 Meter und ist meines Wissens genau das gleiche Produkt). Erhältlich ist es in vielen Online-Shops.
Gute Erfahrungen machte ich auch mit dem Kettenstrebenschutz von BBB, Artikel
BBP-21. Es ist ebenfalls ein dickes und breites Klebeband von 3M, welches bereits im richtigen
Mass für die Kettenstrebe daherkommt.
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Das Scotch 2228 Ruber Mastic Tape oder Slapper Tape. Zuverlässig, stark und flexibel. |
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Das BBB BBP-21 ist ein fixfertiger Kettenstrebenschutz. |
Klebefolie
Die Klebefolie ist wahrscheinlich zu dünn, um wirksam Geräusche zu dämmen.
Aber immerhin schützt sie den Rahmen vor Lackschäden durch die schlagende
Kette. Die Folie kann man auch an Stellen anbringen, wo die Kabel am Rahmen
scheuern.
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Die einfache Klebefolie schützt vor allem vor Lackschäden. |
Kette kürzen
Es kann auch einfach sein, dass die Kette zu lang ist und darum an den
Rahmen schlägt. Falls das der Fall ist, können 1-2 Glieder entfernt werden und
das Problem ist vielleicht schon gelöst.
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Die Kette muss einiges mitmachen, wenn es auf dem Trail richtig abgeht... |
2. Die Scheibenbremsen quietschen
Scheibenbremsen sollten normalerweise leise und kräftig zubeissen. Nur bei
Regen und Kälte kann es vorkommen, dass die Bremse quietscht, damit muss man
einfach leben können.
Wenn die Bremsen auch bei Sonne und Wärme lärmen, ist oft eine Verschmutzung
an Scheibe oder Belag der Auslöser. Gleichzeitig geht auch meistens die
Bremskraft verloren. Es kann vorkommen, dass Rückstände von Putzmittel, Öl und
Fett auf die Bremsen gelangen. In diesem Fall Bremsscheibe und Bremsbeläge mit
einem speziellen Brake Cleaner reinigen. Ein Anschleifen der Beläge mit einem feinen Schleifpapier kann ebenfalls helfen.
Grundsätzlich neigen die metallischen Sinterbeläge eher zum Quietschen, als
die weicheren organischen Beläge. Es gibt auch Belags- und
Scheibenkombinationen, die einfach nicht zusammenarbeiten wollen. Es ist daher
ratsam, Bremsbelag und Bremsscheibe vom gleichen Hersteller zu verwenden.
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Es quietscht, wenn Bremsscheiben und Bremsbeläge nicht sauber sind. |
3. Der Akku im E-Bike wackelt
Bei E-Mountainbikes kann der Akku wackeln und Klappergeräusche verursachen. Vor allem bei älteren Modellen, wo der Akku noch auf dem Unterrohr aufgesetzt ist, ist das ein weitverbreitetes Problem. Bei den neuen E-Bikes
mit integriertem Akku kommt es eher selten vor.
Abhilfe kann auch hier das Slapper Tape schaffen, in dem man einen kleinen
Streifen auf den Rahmen oder direkt auf den Akku klebt. Auch die Filzgleiter
für Möbel sind dafür gut geeignet.
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Slapper Tape hilft auch gegen Akkuklappern im Rahmen. |
4. Die Ventile klappern in der Felge
Ventile, die in den Felgen klappern können ebenfalls ziemlich nerven. Dies hat
man oft bei Rennrädern mit hohen Carbonfelgen. Aber auch beim Mountainbike
kann es vorkommen, dass die Ventile zu lose in den Löchern stecken.
Die Ventilmutter, welche bei den meisten Ventilen dabei ist, möglichst
fest anziehen. Oder allenfalls komplett weglassen. Es gibt auch spezielle
Aufkleber, welche man über die Ventile stülpen kann, dann braucht es die
Mutter nicht. Bei Tubeless muss die Mutter immer montiert werden.
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Auch ein kleines Ventil kann für Lärm sorgen. Die Mutter muss richtig fest angezogen sein. |
5. Die Kabel scheuern aneinander
Auch Schalt- und Bremskabel können aneinander scheuern oder an den Rahmen
schlagen und so Geräusche verursachen.
Da helfen 1-2 Kabelbinder, sobald die Kabel miteinander verbunden sind geben
sie Ruhe. Man kann sich auch die Mühe machen und die Kabel komplett mit einem
Bündelschlauch einwickeln.
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Kabelbinder oder Bündelschlauch stellen die Kabel ruhig. |
6. Es knackst und knarzt irgendwo
Knacksen, knarzen und klappern wird früher oder später jedes Mountainbike.
Schuld daran sind immer Schraubverbindungen, Drehpunkte und Lager. Sobald
diese verdreckt sind, oder durch das häufige Putzen trocken laufen, melden sie sich.
Die Schwierigkeit ist, dass man die Ursache dafür findet. Carbonrahmen
wirken oft wie ein Resonanzkörper, da hört man ein Knacken vorne, das Problem ist
aber hinten oder umgekehrt.
Lärm machen können: Tretlager, Schwingendrehpunkte, Dämpferaufnahmen,
Steuersatz, Gabelschaft, Kettenblätter, Pedalen, Kassette, Freilauf, Radlager, Vorbauklemmung, Sattelklemmung, Wechselauge, Flaschenhalter, usw. Also so ziemlich jedes Teil am
Mountainbike...
Das Bike sollte man Stück für Stück durchchecken, bis man die fehlerhafte
Stelle gefunden hat. Vorderrad zwischen die Beine klemmen und
den Lenker hin und her bewegen. Bremsen ziehen und Bike nach vorne und zurück bewegen. Am Hinterrad rütteln. Mit dem Fuss
seitlich auf das Pedal stehen und das Bike nach unten drücken.
Wenn man das lärmende Teil gefunden hat, muss man es ausbauen und
reinigen. Normalerweise hilft eine grosse Portion Fett, damit es wieder ruhig
und geschmeidig läuft. Oft ist auch eine Schraubverbindung lose, diese mit den nötigen Nm wieder anziehen kann und gut ist.
Wenn Steuerlager, Radlager und Tretlager ein Spiel aufweisen, dann können sie vorsichtig nachjustiert werden, damit sie wieder ruckelfrei funktionieren. Defekte Kugellager oder Buchsen müssen gegen Neuteile
ersetzt werden.
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Drehpunkte sorgen oft für Knackgeräusche. Fetten und richtig anziehen hilft. |
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Die Sattelklemmung wird oft vergessen, sie ist aber ständiger Belastung ausgesetzt. |
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Das Steuerlager muss spielfrei und gut gefettet sein. |
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